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Loading... Internet - Segen oder Fluch: Buch inklusive E-Bookby Kathrin Passig, Sascha Lobo
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Passig und Lobo zählen zu den deutschen Internetpionieren, beide mit einiger Prominenz. Ihr Buch richtet sich sowohl an Netzoptimisten als auch an -kritiker. Profund und augenzwinkernd stellen sie die Geschichte und den Ist-Zustand des Internets dar, zeichnen Netzdebatten nach, prüfen gängige Argumente und Vorurteile. Sie gehen auch historisch ans Thema und bemerken: "Die Diskussion, die heute vom Internet handelt, ist weitgehend unverändert seit Jahrhunderten im Gang, wir sind Marionetten, die ein uraltes Stück aufführen." Die Autoren sind nicht immer ernst bei der Sache, und das tut dem Buch gut. Sie versprechen z.B. die "100 verschrobensten Internet-Vergleiche" und liefern dann nur 22. Wir finden keine den Kapiteln vorangestellten Zitate, sondern vorangestellte Twitter-Meldungen. Manko: Es gibt kein Register. Das allgemein verständliche Buch hat ein ansprechendes Cover. (2 S) (Martin Eichhorn)
Passig/Lobo zählen zu den prominenteren deutschen Internetpionieren. Profund und augenzwinkernd stellen sie die Geschichte und den Istzustand des Internets dar, zeichnen Netzdebatten nach und arbeiten sich an Vorurteilen und gängigen Argumenten ab. (Martin Eichhorn) No library descriptions found. |
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Google Books — Loading... GenresMelvil Decimal System (DDC)300Social sciences Social Sciences; Sociology and anthropology Social sciencesRatingAverage:
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Eine philosophische Sichtweise geht davon aus, dass wir alle süchtig sind, süchtig nach einfachen Lösungen. So war das Internet am Anfang: der Hort alles Guten, endlich menschliche Gespräche, Zusammenkommen, Verständnis, alle können teilhaben. Weit gefehlt. Wenn ich heute die Diskussionen z.B. auf Amazon lese, dann bleibt mir nur eines: im Netz sind vor allem die Frustrierten unterwegs. Krude Theorien beherrschen ihre Texte und je frustrierter, unglücklicher man ist, umso lauter, dreister und beleidigender ist man. Ich könnte heulen.
Mit diesem Buch und anderen beginnt sich die Sichtweise durchzusetzen, dass die optimistische Sichtweise des Internets nicht die einzig richtige ist, sogar dringend hinterfragt werden muss. Jeder sollte erkennen, dass Dinge nie so einfach sind wie sie uns scheinen wollen. Menschen bleiben Menschen und reißen sich ihre kümmerlichen Masken vor allem in der Anonymität vom Gesicht, tief fallend in ihre eigenen dunklen, ungelösten Abgründe. Die eigentliche Herausforderung des Lebens ist, gerade dann, wenn Menschen zu sehr etwas glauben möchten, die kritischen Momente laut werden zu lassen. Und man muss den Reichtum unterschiedlichster Meinungen offen legen, sie zulassen, niemand ist wie ein anderer und auch die gegensätzlichsten Meinungen können ausgehalten, ja sogar integriert werden. Dies ist das Positive, das Gewandelte in diesem Buch: den Reichtum gegensätzllicher Meinungen aushalten, Gewinne aus ihnen ziehen.
"Einen ärgerlich großen Raum nehmen reflexhafte Phrasen und kaum belegbare Behauptungen ein, verbunden zu einem emotionalen Amalgan, das mehr die Gruppenzugehörigkeiten festigen als irgendjemanden überzeugen soll." Diese Aussage im Buch leitet hin zu der Einsicht, dass die aktuellen Diskurse im Netz nichts anderes sind als jene ewig gleichen Gefechte um Altes und Neues. Die Spannungen zwischen Mensch und Maschine wurden durch das Internet verschärft. Es stimmt, die einfache Sehnsucht, das Netz möge alles richten, alle gut werden lassen, war eine süsslich duftende, verlockende Fata Morgana. Online sind Dramen sogar intensiver und die widersprüchlichen Rollen-Verhalten der Spezies Mensch schimmern transparenter. Nichts folgt der Logik, oder wenig, aber viel mehr dem Bauch, der Lust an Veränderung und Abwechslung, dem menschlichen Theater spielen.
Problem der Autoren ist m.E., dass sie selten über das Stadium der Diskussion hinausgekommen sind (beide sind Journalisten), erst das gemeinsame Handeln in der Realwirtschaft (nicht im sozialen Getwittere des morgendlichen Klopapierraschelns) und die Übertragung desselben in den weltweiten Verteiler Internet lässt Dinge entstehen, die wirklich voranbringen. Aber auch dort wird inzwischen klar, dass die Geld-Finanz-Mafia der Welt beginnt, die Dinge in ihren Würgeriff zu bekommen. Das Netz ist ein hervorragendes Instrument, um weltweit und noch viel schneller als in regionalen Zusammenhängen unterschiedliche Lohndumpingstrategien auszufahren und globale Schieflagen gnadenlos auszunutzen. Genau hier müssen wir alle ansetzen, sehr gut herausgearbeitet in diesem Buch: Krieg der Scheinheiligkeit: Plädoyer für einen gesunden Menschenverstand
Der gesunde Menschenverstand verbreitet sich auch im Internet. Diese Ernüchterung kann endlich jene Entwicklungen langsam reifen lassen, die notwendig erscheinen: Gerechtigkeit und Zugangschancen für alle Menschen der Welt abseits lächerlich süsslicher Werbebilder und einem Konsum, der nur noch einige wenige mit Geld füttert, das diese nicht essen, sondern gierig weiter drangsalierend investieren. Die Blase der Scheinheiligen sollte als nächstes platzen und das Netz könnte vieles dazu beitragen.