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Die Drogenlüge: Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden

by Mathias Bröckers

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(Diese Rezension erschien in "Aufklärung und Kritik")

„Die Drogenlüge“ ist die vielleicht wichtigste drogenpolitische Publikation von 2010. Gerade unter dem aktuellen Eindruck, dass – jeder Vernunft widersprechend – Ende 2010 die Legalisierungsbestreben bzgl. Cannabis in Kalifornien scheiterten, ist dieses Buch eine argumentative Wohltat. Der Autor Bröckers zählt zu den alten Investigatoren der Journalistenzunft, u.a. hat er bei seinen Recherchen zu 9/11 den alten Watergate-Grundsatz „follow the money“ verfolgt und dabei weitreichende – und natürlich gemeinhin unbekannte – Erkenntnisse gewonnen. Einige davon fanden auch in diesem Buch ihren Platz, um die These zu stützen, dass die Drogenprohibition den Terrorismus fördert.

Das ist an sich keine neue, wohl aber eine unbekannte Tatsache: Es ist kein Wunder, dass die Drogenströme, die die Welt durchziehen, meistens von US-Amerikanischen Kriegsgebieten ausgehen. Das liegt weniger daran, dass Krisengebiete den Anbau und Export fördern, sondern vor allem an der Drogenpolitik der CIA und anderer US-Geheimdienste und -Behörden, die den Export bewusst fördern und die hohen Profite der Rüstung und Kriegsführung zuführen. Über 40 der insgesamt 200 Seiten des Buches sind der Aufklärung darüber gewidmet, wie Drogenhandel, Terrorismus und Krieg zusammenhängen, welche Drogenzentren der Welt (und vor allem der USA) auf welche Weise mit der Bush-Administration und deren geheimdienstlichen Helfern verbunden sind und was das alles mit Al Quaida und den Anschlägena uf das WTC zu tun hat.

Der Rest des Buches widmet sich einer Geschichte der Prohibition des 20. Jahrhunderts und wie diese durch tendenziöse Wissenschaft, Medienaufmerksamkeit und Desinformation heute noch aufrecht erhalten wird. Im Zentrum dieser Recherchen stehen immer die wirtschaftlichen Profiteure: Von der Anti-Hanf-Lobby der 20er und 30er Jahre, die den konkurrierenden Faserstoff als Teufelsdroge bezeichneten und in den Opiumkonferenzen verbieten ließen, über die Kriegsfinanzierung in Vietnam und im Golfkrieg bis zu den heutigen Gewinner des „War on Drugs“: Die Gefängnisindustrie der westlichen Welt – und insbesondere die privatisierten Gefängnisse der USA –, die Pharmaindustrie, die keine natürliche Konkurrenz mehr fürchten muss und die rechtskonservativen Politiker, Verbände und Institutionen, die aus dem Kampf gegen die Drogen ihr soziales Kapital schlagen.

Ein Exkurs behandelt die „Wiederentdeckung des Hanfes“ und die politische Aktion des Hanf-Befürworters Jack Herer, der im April 2010 starb und diese Publikation seines Freundes Bröckers als nicht mehr erlebte. Der Exkurs stellt klar, dass Cannabinoide als Genußmittel und Medikamente wesentlich ungefährlicher als synthetische Konkurrenten sind – und damit natürlich eine große Bedrohung für die Pharmaindustrie, die weiter an der „Pharmakologisierung des Alltags“ (Jörg Auf Dem Hövel) arbeiten – dem Abstinenzgedanken der Prohibitionisten zum Trotz, aber durchaus im Einklang mit ihm.

Zum Ende des Buches versucht sich Bröckers an einem Vergleich zweier Drogenpartys: Er stellt das Oktoberfest als größtes rituelles Besäufnis einer durchschnittlichen Goa-Party gegenüber, also einer der Hauptkonsumorte für Cannabinoide, MDMA und psychoaktive Pilze. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass die Münchner Festivität eher schlecht abschneidet, sowohl, was gesundheitliche Schäden für Teilnehmer, Kosten für die Allgemeinheit (Unfälle, Gesundheitskosten) oder den kulturellen Wert betrifft. Letzteres ist natürlich subjektiv.

Nach einem weiteren kleinen Exkurs zu „den psychedelischen Ursprüngen des persönlichen Computers“ – die natürlich schon eher in Einklang damit stehen, was die (Leistungs-)Gesellschaft unter legitimem Hedonismus versteht, nämlich, dass Menschen, die großes leisten, auch eher das Recht haben, sich zu berauschen – kommt Bröckers zu seiner abschließenden Vision. Diese halte ich für den einzig eher schwachen Teil des Buches – warum, dazu komme ich noch. Die Vision besteht in einer Aufhebung der Prohibition und der Einrichtung von „Drogenfachgeschäften“, wie sie die Grünen schon seit Jahren fordern. In diesen erhält der mündige Bürger die Droge seiner Wahl – von pflanzlichen Ausgangsstoffen über Tabak und Alkohol bis hin zu synthetischen Stoffen, die heute teils als Medikamente im Umlauf, teils vollkommen verboten sind. Das geschulte Personal berät den Konsumenten, wobei staatliche Anreize dafür sorgen, dass der Umstieg auf weniger gefährliche oder suchterzeugende Substanzen auch im Sinne des Verkäufers ist. Es herrscht ein generelles Werbeverbot und das Personal ist angehalten, problematischen Konsum zu erkennen und bei Bedarf therapeutische Angebote zu vermitteln. Bei allem verdient der Staat durch Steuern und Abgaben mit, ein Teil dieser Einnahmen fließt in (faktenbasierte und verhältnismäßige) Aufklärungsangebote.

Das Buch ist faktenreich und argumentativ sehr gut. Das wird auch durch das reichlich naive Schlußkapitel nicht geschmälert. Ohne eine solche Vision schreibt man vermutlich kein so gutes Buch. Dennoch wäre das Buch nach meiner Ansicht ohne diese Vision besser abgerundet gewesen; sie ist allzu unrealistisch. Und hiermit sind wir bei dem großen Problem aller kritischen und rational argumentierenden Bücher zu einem von Vorbehalten und (staatlicher) Moraltheologie geprägten Thema wie dem der Drogen(politik) angekommen: Um Argumente geht es hier fast nie. Die relative Ungefährlichkeit vieler Substanzen und das Scheitern der Prohibition sind seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrtausenden dokumentiert – es hat sich jedoch fast nichts geändert. Zu viele Personen – insbesondere der Politik und der Kriminalität – profitieren von der herrschenden Gesetzgebung. So traurig es ist, dies in einer Publikation mit dem Titel „Aufklärung und Kritik“ schreiben zu müssen: Dass Aufklärung und Kritik in Sachen Drogenpolitik einen Unterschied machen können, steht erst noch zu beweisen. ( )
  anouphagos | Jul 7, 2011 |
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