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Die 90 Dichter-Porträts aus dem Nachlass des 2007 verstorbenen Schriftstellers waren ursprünglich eine Auftragsarbeit für die "Welt am Sonntag" aus den 1990er-Jahren. Es sind bewusst subjektiv gehaltene biografische Miniaturen im Umfang von jeweils 2-3 Seiten, und sie sind gerade darin typisch für den ebenso meinungsfreudigen wie respektlosen Stil von Kempowskis Essays und Tagebüchern (zuletzt "Somnia", BA 6/08). Was Kempowski bei diesem Blick auf die literarische "Konkurrenz", von H.C. Andersen bis Martin Walser, interessiert, sind persönlicher Hintergrund und "Menschlich-Allzumenschliches": das Einkommen z.B. oder die Lebensgewohnheiten, absonderliche Verhaltensweisen oder leidvolle Lebenserfahrungen. Kempowskis "Kollegenporträts" sind so einerseits voller persönlicher Vorurteile, andererseits unterhaltsam und lebendig geschrieben und überdies gespickt mit amüsanten Anekdoten. Kempowski-Fans und Literaturkenner werden daran ihre Freude haben, wer allerdings verlässliche Erstinformationen zu Autor und Werk sucht, geht hier leer aus. Vor allem zur Werkergänzung. (3) (Ronald Schneider) Die 90 Dichter-Porträts aus dem Nachlass des 2007 verstorbenen Schriftstellers sind bewusst subjektiv gehalten und konzentrieren sich auf persönliche und menschliche Aspekte im Leben und Schreiben der ausgewählten Autorinnen und Autoren. (Ronald Schneider)