

Loading... Ketzergeschichte des Mittelaltersby Herbert Grundmann
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Ketzer nennt man seit dem 13. Jh. auf deutsch alle Häretiker, d.h. die nach kirch
lichem Urteil Irrgläubigen innerhalb der Christenheit, seien es Einzelne oder Sekten,
die sich zwar alle auch auf die Evangelien und Apostelschriften berufen, sie aber
anders verstehen und befolgen als die Kirche. Stets unterschied man sie von den
Ungläubigen, von Heiden, Juden und Mohammedanerrn.
Dem Mittelalter war das Problem der Häresie auch in Zeiten, in denen es keine
akute Ketzergefahr gab, schon deshalb immer gegenwärtig, weil Paulus im
1. Korintherbrief 11, 19 schrieb und die Exegeten immer wieder zu kommentieren
hatten: Oportet et haereses esse, ut et qui probati sunt, manifesti fiant in vobis,
und im Brief an Titus 3,10: Haereticum hominem post unam fet secundam]
correptionem devita1. Überdies blieben die Ketzerkataloge der Patristik, vor allem
Augustins, wie auch dessen Schriften gegen die Donatisten, Manichäer, Pelagianer
Arianer usw. im MA bekannt und wurden bis ins 12. Jh. fast unverändert auch für
neue Ketzerlisten verwendet?. Aus ihnen und alten Konzilsakten kannte man viel
Ketzernamen und -lehren, auch wenn es in der eigenen Gegenwart diese Häresien
nicht gab, und man neigte dazu, jede neu auftauchende Irrlehre in die aus der
Literatur bekannten Häresien einzuordnen. Überlieferte Vorstellungen vom Wesen
Treiben und Denken der Ketzer bestimmten daher und verstellten oft das Bild der
jeweils neuen Ketzereien, als wollten und lehrten sie nichts anderes als das längst
Verurteilte3. Sie galten als die nach biblischer Verheißung in herkömmlicher Deu
tung zu erwartenden Füchse im Weinberg des Herrn", die schon Salomo (Cant
2, 15) fangen hieß, als die ,,kleinen Füchse", deren Schwänze Simson zusammen
band, damit sie Feuer trügen in die Kornfelder der Philister (Judic. 15,4f.), facies
quidem habentes diversas, sed caudas ad invicem colligatas, geeint im Irrtum,
gerade deshalb vielspältig in ihrem Glauben; als Wölfe im Schafspelz" (Mt. 7,15),
habentes speciem quidem pietatis, virtutem autem eius abnegantes (2. Tim. 3,5)
Diese und ähnliche Bibelworte wurden unablässig im MA auf alle Ketzer bezogen,
in denen man nur bestätigt und erfüllt" sah, was man längst über sie zu wissen
glaubte. Man war also zwar immer gefaβt auf Ketzere, aber durch biblisch und
patristisch begründete Vor-Urteile befangen in ihrer Beobachtung und Beurteilung
Das ist bei der Verwertung aller Zeugnisse des MA über Ketzer zu bedenken...