Click on a thumbnail to go to Google Books.
Loading... Als ich jung war (2019)by Norbert Gstrein
None Loading...
Sign up for LibraryThing to find out whether you'll like this book. No current Talk conversations about this book. no reviews | add a review
Growing up in the fartherst reaches of the Tyrol, Franz helps out in his father's "wedding factory" business by photographing. One day, one of the brides dies during photographing, and Franz, overwrought flees to the US. Does it matter that he shared one kiss with someone else a week earlier? Years later, a friend dies, and the memories become clearer.. No library descriptions found. |
Current DiscussionsNone
Google Books — Loading... GenresMelvil Decimal System (DDC)996History and Geography Oceania and elsewhere PolynesiaLC ClassificationRatingAverage:
Is this you?Become a LibraryThing Author. |
Man muss Norbert Gstreins Roman erst sacken lassen, bevor man das, was man da gelesen hat, so richtig begreifen kann. Die Nominierung für den österreichischen Buchpreis verwundert zunächst, je weiter die Gedanken jedoch um die Geschichte kreisen, desto klarer sieht man jedoch, welch genialer Einfall hier literarisch umgesetzt wurde. In Romanen geht es immer darum, was erzählt wird, bei Gstrein geht es jedoch viel mehr um das, was nicht erzählt wird, die Leerstellen sind es, die besonders interessant sind, die Lücken in der Erinnerung bzw. auch die bewussten Verdrängungen in der eignen Biografie.
Der Ich-Erzähler schildert seine zunächst eher unspektakuläre Kindheit und die unzähligen Hochzeiten, die er erlebt und für die Ewigkeit festhält. Was er hier einfängt, weist schon daraufhin, dass ihm auch als Erzähler nicht zu trauen ist, denn nicht alles, was man sieht, entspricht der Wirklichkeit hinter dem Bild:
„sie wollten alle auf den Fotos besser dastehen als in Wirklichkeit, aber dazu brauchte es nicht viel, dazu brauchte ich nur die billigsten Tricks anzuwenden, oder ich fotografierte an ihren Unvollkommenheiten und Menschlichkeiten vorbei.“
So wie er die Frischvermählten im besten Licht einfängt, schildert er auch sein eigenes Leben, das voller Unschuld zu sein scheint, bis am Rand die Zweifel ins Bild drängen. Der Tod der Braut, das Verschwinden einer Frau in den USA, die vermeintlich unschuldige Schwärmerei für Sarah, die sich jedoch dramatisch in eine ganz andere Richtung entwickelt - Franz erzählt sein Leben, wie er es sich zurechtgerückt hat. Doch Wesentliches scheint er dabei auszulassen.
So wird der Roman fast zu einem Krimi und das Unbehagen beim Leser wächst. Mit was für einem Erzähler hat man es da zu tun, was hat er getan? So wie Franz nach dem Tod des Professors erkennt, dass er diesen eigentlich gar nicht kannte und nichts über ihn wusste, geht es einem mit dem Protagonisten ebenfalls. Ob er sich und die Welt bewusst täuscht und sich seine Realität so erschafft, wie er sie gerne hätte, oder ob seine Wahrnehmung tatsächlich so ist, bleibt ebenso offen wie vieles andere auch. Das nicht Gesagte, die Fragezeichen, die bleiben, machen den Reiz der Geschichte aus, deren klare Sprache eine Eindeutigkeit suggeriert, die jedoch keineswegs vorhanden ist. Und so muss man als Leser selbst die Ereignisse konstruieren und steckt damit mitten in der Geschichte. ( )