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Menschliche oder göttliche Weisheit?

by Nicolai Sinai

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Bereits 1877 hat David Kaufmann nachgewiesen, dass Yehuda ha-Levis Kritik an den islamischen Peripatetikern in wesentlichen Punkten al-Ghazalis Tahafut al-falasifa folgt. Doch eine thetische Detailkritik, welche die Inkoharenz des avicennischen Systems an einzelnen Lehrsatzen durchdekliniert, ist fur beide Denker kein Selbstzweck: Sie dient einer grundsatzlicheren Infragestellung der Philosophie als Lebensideal - als einer Ethik des logon didonai, welche sich in der philosophischen Reflexion zwar manifestiert, jedoch nicht mit einem einzelnen philosophischen Lehrsystem oder Weltbild gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu al-Farabi und Avicenna, welche die Religion als begrifflich aufzuhebende Vorstufe der Philosophie verstehen, beschreiben Ghazali und ha-Levi das Verhaltnis von Philosophie und Religion als einen Gegensatz. Zugleich konstruieren sie diesen Gegensatz im Rekurs auf Begriffe und Vorstellungen, welche den islamischen Peripatetikern entlehnt sind. Inwieweit gelingt es Ghazali und ha-Levi, mit diesem begrifflichen Instrumentarium ihre These von einem Konkurrenzverhaltnis zwischen religiosem und philosophischem Lebensideal zu artikulieren? Wie werden die beiden Pole des Gegensatzes jeweils verstanden? Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, dass ha-Levi trotz seiner teilweisen Abhangigkeit von Ghazalis Tahafut die Philosophie sehr viel grundsatzlicher als dieser in Frage stellt. Wahrend sich hinter Ghazalis Lehre von einem der Philosophie uberlegenen sufischen "Enthullungswissen" (''ilm al-mukasafa) haufig Versatzstucke der avicennischen Philosophie verbergen, macht ha-Levi geltend, dass die Personalitat des offenbarungsreligiosen Gottesbegriffes eine konkrete Vorstellung davon voraussetzt, wie sich Gott nicht nur als hochstes Schopfungsprinzip, sondern auch als anredendes Gegenuber manifestiert. An die Stelle der attributiven Theologie Avicennas und Ghazalis setzt er damit eine narrative Theologie, die Gott nicht mehr als ein durch allgemeine Begrifflichkeiten zu qualifizierendes Objekt auffasst, sondern erzahlerisch seine Eingriffe in die menschliche Geschichte rekapituliert. Ha-Levi kehrt so die fur einen Grossteil des mittelalterlichen Denkens charakteristische Prioritat des Begrifflichen uber das Narrative um. Bereits 1877 hat David Kaufmann nachgewiesen, dass Yehuda ha-Levis Kritik an den islamischen Peripatetikern in wesentlichen Punkten al-Ghazalis Tahafut al-falasifa folgt. Doch eine thetische Detailkritik, welche die Inkoharenz des avicennischen Systems an einzelnen Lehrsatzen durchdekliniert, ist fur beide Denker kein Selbstzweck: Sie dient einer grundsatzlicheren Infragestellung der Philosophie als Lebensideal - als einer Ethik des logon didonai, welche sich in der philosophischen Reflexion zwar manifestiert, jedoch nicht mit einem einzelnen philosophischen Lehrsystem oder Weltbild gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu al-Farabi und Avicenna, welche die Religion als begrifflich aufzuhebende Vorstufe der Philosophie verstehen, beschreiben Ghazali und ha-Levi das Verhaltnis von Philosophie und Religion als einen Gegensatz. Zugleich konstruieren sie diesen Gegensatz im Rekurs auf Begriffe und Vorstellungen, welche den islamischen Peripatetikern entlehnt sind. Inwieweit gelingt es Ghazali und ha-Levi, mit diesem begrifflichen Instrumentarium ihre These von einem Konkurrenzverhaltnis zwischen religiosem und philosophischem Lebensideal zu artikulieren? Wie werden die beiden Pole des Gegensatzes jeweils verstanden? Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, dass ha-Levi trotz seiner teilweisen Abhangigkeit von Ghazalis Tahafut die Philosophie sehr viel grundsatzlicher als dieser in Frage stellt. Wahrend sich hinter Ghazalis Lehre von einem der Philosophie uberlegenen sufischen "Enthullungswissen" (''ilm al-mukasafa) haufig Versatzstucke der avicennischen Philosophie verbergen, macht ha-Levi geltend, dass die Personalitat des offenbarungsreligiosen Gottesbegriffes eine konkrete Vorstellung davon voraussetzt, wie sich Gott nicht nur als hochstes Schopfungsprinzip, sondern auch als anredendes Gegenuber manifestiert. An die Stelle der attributiven Theologie Avicennas und Ghazalis setzt er damit eine narrative Theologie, die Gott nicht mehr als ein durch allgemeine Begrifflichkeiten zu qualifizierendes Objekt auffasst, sondern erzahlerisch seine Eingriffe in die menschliche Geschichte rekapituliert. Ha-Levi kehrt so die fur einen Grossteil des mittelalterlichen Denkens charakteristische Prioritat des Begrifflichen uber das Narrative um.… (more)
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Bereits 1877 hat David Kaufmann nachgewiesen, dass Yehuda ha-Levis Kritik an den islamischen Peripatetikern in wesentlichen Punkten al-Ghazalis Tahafut al-falasifa folgt. Doch eine thetische Detailkritik, welche die Inkoharenz des avicennischen Systems an einzelnen Lehrsatzen durchdekliniert, ist fur beide Denker kein Selbstzweck: Sie dient einer grundsatzlicheren Infragestellung der Philosophie als Lebensideal - als einer Ethik des logon didonai, welche sich in der philosophischen Reflexion zwar manifestiert, jedoch nicht mit einem einzelnen philosophischen Lehrsystem oder Weltbild gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu al-Farabi und Avicenna, welche die Religion als begrifflich aufzuhebende Vorstufe der Philosophie verstehen, beschreiben Ghazali und ha-Levi das Verhaltnis von Philosophie und Religion als einen Gegensatz. Zugleich konstruieren sie diesen Gegensatz im Rekurs auf Begriffe und Vorstellungen, welche den islamischen Peripatetikern entlehnt sind. Inwieweit gelingt es Ghazali und ha-Levi, mit diesem begrifflichen Instrumentarium ihre These von einem Konkurrenzverhaltnis zwischen religiosem und philosophischem Lebensideal zu artikulieren? Wie werden die beiden Pole des Gegensatzes jeweils verstanden? Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, dass ha-Levi trotz seiner teilweisen Abhangigkeit von Ghazalis Tahafut die Philosophie sehr viel grundsatzlicher als dieser in Frage stellt. Wahrend sich hinter Ghazalis Lehre von einem der Philosophie uberlegenen sufischen "Enthullungswissen" (''ilm al-mukasafa) haufig Versatzstucke der avicennischen Philosophie verbergen, macht ha-Levi geltend, dass die Personalitat des offenbarungsreligiosen Gottesbegriffes eine konkrete Vorstellung davon voraussetzt, wie sich Gott nicht nur als hochstes Schopfungsprinzip, sondern auch als anredendes Gegenuber manifestiert. An die Stelle der attributiven Theologie Avicennas und Ghazalis setzt er damit eine narrative Theologie, die Gott nicht mehr als ein durch allgemeine Begrifflichkeiten zu qualifizierendes Objekt auffasst, sondern erzahlerisch seine Eingriffe in die menschliche Geschichte rekapituliert. Ha-Levi kehrt so die fur einen Grossteil des mittelalterlichen Denkens charakteristische Prioritat des Begrifflichen uber das Narrative um. Bereits 1877 hat David Kaufmann nachgewiesen, dass Yehuda ha-Levis Kritik an den islamischen Peripatetikern in wesentlichen Punkten al-Ghazalis Tahafut al-falasifa folgt. Doch eine thetische Detailkritik, welche die Inkoharenz des avicennischen Systems an einzelnen Lehrsatzen durchdekliniert, ist fur beide Denker kein Selbstzweck: Sie dient einer grundsatzlicheren Infragestellung der Philosophie als Lebensideal - als einer Ethik des logon didonai, welche sich in der philosophischen Reflexion zwar manifestiert, jedoch nicht mit einem einzelnen philosophischen Lehrsystem oder Weltbild gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu al-Farabi und Avicenna, welche die Religion als begrifflich aufzuhebende Vorstufe der Philosophie verstehen, beschreiben Ghazali und ha-Levi das Verhaltnis von Philosophie und Religion als einen Gegensatz. Zugleich konstruieren sie diesen Gegensatz im Rekurs auf Begriffe und Vorstellungen, welche den islamischen Peripatetikern entlehnt sind. Inwieweit gelingt es Ghazali und ha-Levi, mit diesem begrifflichen Instrumentarium ihre These von einem Konkurrenzverhaltnis zwischen religiosem und philosophischem Lebensideal zu artikulieren? Wie werden die beiden Pole des Gegensatzes jeweils verstanden? Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, dass ha-Levi trotz seiner teilweisen Abhangigkeit von Ghazalis Tahafut die Philosophie sehr viel grundsatzlicher als dieser in Frage stellt. Wahrend sich hinter Ghazalis Lehre von einem der Philosophie uberlegenen sufischen "Enthullungswissen" (''ilm al-mukasafa) haufig Versatzstucke der avicennischen Philosophie verbergen, macht ha-Levi geltend, dass die Personalitat des offenbarungsreligiosen Gottesbegriffes eine konkrete Vorstellung davon voraussetzt, wie sich Gott nicht nur als hochstes Schopfungsprinzip, sondern auch als anredendes Gegenuber manifestiert. An die Stelle der attributiven Theologie Avicennas und Ghazalis setzt er damit eine narrative Theologie, die Gott nicht mehr als ein durch allgemeine Begrifflichkeiten zu qualifizierendes Objekt auffasst, sondern erzahlerisch seine Eingriffe in die menschliche Geschichte rekapituliert. Ha-Levi kehrt so die fur einen Grossteil des mittelalterlichen Denkens charakteristische Prioritat des Begrifflichen uber das Narrative um.

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