Recht ist keine mathematische Funktion, sondern ein weites, subjektives, emotionales Feld, abhängig von vielerlei, nicht berechenbaren Faktoren. Heute müsste man dazu noch die ganze Presselandschaft und deren Vorverurteilungen mit einbeziehen.

Dieses Buch zeichnet - abgesehen von einem zu reißerischen Titel - anhand von konkreten Fällen ein gutes Bild aktueller Gerechtigkeitsbestrebungen und schildert auch die Seelenlagen von Berufen innerhalb der Rechtspflege.

Den Schwachen zu schützen und den Starken nicht unnötig einzuengen, in dieser Gratwanderung guter rechtlich-moralischer Zielsetzung gelingt es dem Buch bestens, den Leser dafür zu sensibilisieren, wo Fallstricke und Probleme unseres Rechtssystems lauern.

Bürgen heißt würgen, niemals sollte man bürgen, auch ich habe diese Erfahrung machen müssen. Schade, dass ich dieses Buch nicht vorher hatte. Allerdings habe ich niemals rechtliche Hilfe in Anspruch genommen oder geklagt, hier wirkte eine einfache Regel aus meinem Elternhaus: zu streiten kostet zu viel Zeit und Energie, es zu unterlassen schafft Raum für sinnvolle Projekte.

Leider studieren Kinder heute immer noch Jura, mit dem unseligen Wunsch, Gerechtigkeit schaffen zu wollen. Es ist korrekt, dass dieser Zahn schon im Grundstudium gezogen wird, trotzdem gibt dieses Buch einen notwendigen Beitrag zum Verständnis eines Berufes, in dem ich persönlich verrückt geworden wäre: weil nie befriedigende Lösungen herauskommen, sondern nur temporäre Waffenstillstände und immer wieder schlechte Kompromisse.